Autor: Henri du Vinage
Deutschland
Januar 2022
Die Region um Naumburg überrascht uns mit ihrer Vielfalt. Wir entdecken Bad Kösen, ein Kurort, welcher seit 2007 in die 9 Kilometer entfernte Stadt Naumburg eingemeindet ist. Die Saale schlängelt durch die 3.600 Einwohner zählende Gemeinde. Die Kurgäste erfreuen sich an der Ruhe, der Gelassenheit und an den medizinischen Behandlungen bei denen Sole, Wasser und Wärme im Vordergrund stehen. Das wussten auch die Maler und Künstler Edvard Munch aus Norwegen sowie Max Liebermann, Adolph Menzel, Max Reinhardt sowie der Philosoph Friedrich Nietzsche. In diesen illustren Kreis passen wir bestens hinein, wenngleich bei uns nur wenige Krankheiten zu heilen sind (die ursprüngliche Version lautete: „keine Krankheiten“).
Die 320 lange und ca. 20 Meter hohe Gradieranlage lädt zu einem Spaziergang ein. Für das Eintrittsgeld erhalten wir eine schicke wasserfeste „Plastiktüte“, die Kopf und Kleidung schützt. Klitschnass, aber mit trockenen Klamotten und freien Atemwegen kommen wir aus der 1780 erbauten Anlage heraus. Sie ist einmalig in Europa, da die komplette Salinenanlage mit Wasserrad, Solschacht, Gestänge und Gradierwerk vollständig erhalten ist. Hier werden wir aufgeklärt über die Abläufe der früheren Salzgewinnung. Das Holzgerüst dient der Gewinnung einer höherkonzentrierten Sole durch das Heruntertropfen auf Reisig und das Verdunsten. Eventuell vorhandene andere Mineralien oder Metalle bleiben hängen und somit kann die zurückbleibende Flüssigkeit in weiteren Prozessen verdunstet werden. Übrig bleibt das weiße Gold, Salz.
Vor einigen Jahren erfuhren wir erstmalig etwas über Käthe Kruse durch den gleichnamigen Film von Franziska Buch. Kruse, geborene Simon (1883-1968), die aus einer armen Familie stammte und einen unbändigen Drang zum Schauspiel hatte, ging am Berliner Lessingtheater auf die Bretter. Mit dem verheirateten Bildhauer und Bühnenbildner Max Kruse (1854-1942) begann sie eine Liaison und nach einem Jahr des Zusammenseins gebar sie ein Töchterchen. Für die damalige Zeit lebte das Paar unkonventionell und heiratete erst später nach dem Tode von Kruses Ehefrau. Trotz ihrer offenen Lebensphilosophie bat der 30 Jahre ältere Max seine Käthe, ihre erfolgreiche Schauspielerinnen-Karriere aufzugeben. Sie lebte teilweise mit Tochter und Mutter in der Toscana und blieb dann von 1904-1909 in der Gemeinschaft von Monte Verità in der Schweiz. Künstlerisches Gestalten in Familiengemeinschaften, „Freie Körperkultur“ und ein Leben fern von Konventionen stand im Mittelpunkt. Der Kontakt zu Max brach nie ab. Er besuchte sie häufig und mit folgendem Spruch auf Käthes Wunsch, er möge doch, seiner Tochter eine Puppe kaufen, antwortete er:
„Ick koof euch keene Puppen. Ick find se scheißlich. Macht euch selber welche.“
Mit diesem Satz legte Max Kruse ungewollt den Grundstein für die Puppenmanufaktur, eine bis heutzutage erfolgreiche Unternehmensgruppe. Einige Schritte vom Gradierwerk entfernt, im Käthe Kruse Museum innerhalb des Romanischen Hauses, bestaunen wir die handwerkliche und künstlerische Gestaltung der Kruse-Puppen. Kleine Kunstwerke.
Immer wieder freuen wir uns, bei Reisen auf solche unvorhergesehen Entdeckungen zu stoßen. Es lohnt sich, von Neugier erfüllt und offen für alles durch die Welt zu spazieren.
TIPP 1: Käthe Kruse Museum, Bad Kösen
Tipp 2: Käthe Kruse Museum, Donauwörth
https://www.donauwoerth.de/kultur/museen/kaethe-kruse-puppen-museum/
Peter Engeldinger (Montag, 17 Januar 2022 12:14)
Danke Lieber Henri,
Du entdeckst die Schönheiten Deutschlands.
Liebe Grüße Peter
Rainer (Sonntag, 16 Januar 2022 12:37)
sorry, es sollte natürlich Spezialsalz heißen ... !
Rainer
Rainer (Sonntag, 16 Januar 2022 12:34)
Hi Henri,
als ich deine Zeilen las, wurde ich an meine Kindheit erinnert. Damals, in den 60er Jahren, war ich mit meiner Oma in Bad Reichenhall. Dort gab und gibt es auch eine Gradieranlage. Nach meinen Erinnerungen, eine ziemlich große, lange. Auch in und um Bad Reichenhall wurde und wird viel Salz abgebaut. Wohl jeder kennt das "Reichenhaller Spazialsalz", mit und ohne Jodzusatz.
Auch meine Kleidung war wohl damals durchnässt, aber als kleiner Junge störte mich das eher nicht.
Nachfolgend noch eine ergänzende Information zu Käthe Kruse, die ich im Internet fand :
Wo produziert Käthe Kruse ?
Produziert wird all das in Lettland, wo die Firma in Jelgava rund 400 Näherinnen beschäftigt. Auch die Spielpuppe Planscherle kommt von dort. „Eine Puppenstrickjacke zu deutschen Löhnen würde allein fast hundert Euro kosten“, begründet Schneiderin Sabine Zehrfeld. So folgt die Firma Käthe Kruse dem Trend ( Quelle : GOOGLE )
Viele Grüße an alle Leser hier
Rainer
Peter Schniz (Samstag, 15 Januar 2022 21:14)
Danke, Henri, für deine interessanten Informationen.
Ihr habt die richtige Einstellung zum Reisen, wir können von euch lernen.
Werner Gollbach (Samstag, 15 Januar 2022 16:50)
Hallo Henri, sehr interessant dein Bericht. Ein weiterer Grund, der Gegend um Naumburg mal eine Reise abzustatten. Vielen Dank für den interessanten Beitrag.
LG Werner
Andrea Kremser (Samstag, 15 Januar 2022 16:06)
Danke für dieses schöne Reiseerlebnis, ich kannte diese Puppen und deren Geschichte schon, meinen Mutter hatte einen solche Puppe. Diese wäre heute bestimmt viel wert, aber bei 5 Kindern die meinen Mutter hat, geht halt auch manchmal etwas zu Bruch, leider auch die Käthe Kruse Puppe....
Lieben Gruß und bleib gesund
Andrea