Galway - Paradise For Students

Autor: Henri du Vinage

Januar 2017

Irland

 

 

Clevere Idee! Sprachschüler dürfen lernen,

arbeiten und fast zwei Jahre im Land bleiben.

Galway die 70.000 Einwohner Studentenstadt an der Westküste Irlands bewirbt junge Ausländer englisch Sprachkenntnisse zu erwerben, zu verbessern sowie den irischen Way of Life kennenzulernen. Mehrere Sprachschulen buhlen um das lukrative Geschäft mit den Ausländern. Die Altstadtgassen sind ab 19:00 Uhr bevölkert von Menschen aus aller Welt. Reisende, die zum Ziel haben Irland zu entdecken und Sprachtouristen ab Gymnasialalter, die von den Eltern geschickt wurden, um die Schulnote aufzumotzen.

Die mit Abstand größte Sprachstudentengruppe, neben den Asiaten, Europäern und Afrikanern stellen die Brasilianer. Beliebt sind die Sprachreisen für die Südamerikaner, die für 2.000 - 3.000 € das Komplettpaket Flug, Sprachkurs mit Arbeitserlaubnis für acht Monate buchen können. Keine Luxusreise aber die Hoffnung des Ausstiegs aus der gesellschaftspolitischen Misere Brasiliens. Nach bestandener Prüfung vor einem öffentlichen Gremium und der Buchung eines Anschlusskurses wird die Aufenthaltsgenehmigung und eingeschränkte Arbeitserlaubnis verlängert. Knapp zwei Jahre dürfen die Studenten in Irland lernen und arbeiten. Für den offiziellen Stundenlohn von 9,15 € malochen die Schüler. Als Sandwichboys oder –girls treffe ich Brasilianer. Sie werben mit mannshohen Plakaten für die Pizzeria oder das chinesische Buffet in einer der schlecht frequentierten Seitenstraßen. Den Abend harren Sie bei Wind und Wetter in der Kälte aus. Danach gibt es ein warmes Essen, einen Händedruck sowie einen Lohn von 5 € in der Stunde. Schwarz bezahlt. Wer mehr Glück hat, bekommt einen registrierten Job als Zimmermädchen oder Kellner. Das ist kein Luxusleben, doch beklagt sich niemand, dass das Leben hart ist. Jeder freut sich über eine Chance.

Die Gruppe der besser Betuchten lernt die Sprache aus beruflichen Gründen. So treffe ich einen schweizer Kundendiensttechniker bei einem Guinness in einem der gemütlichen Pubs. Dominik erzählt mir, dass er bei einem Maschinenbauer die internationalen Kunden zukünftig an der Gerätetechnik trainieren wird. Sein Englisch sei miserabel. Jetzt gibt er Gas. In drei Wochen muss er es gepackt haben.

Die Stimmung an den Schulen schildern mir die Studenten relaxed, fröhlich und hilfsbereit. Die Internationalität trägt dazu bei, entspannt die vielen Geschichten von den anderen Enden der Welt zu hören. Die Chinesin, die über unbekannte Essensgewohnheiten berichtet. Die Französin aus der Bretagne, die begeistert von der gälischen (irisch, gallisch) Sprache erzählt: »Wie bei mir Zuhause«. Sie erklärt mir, dass nur noch in vier Ländern auf der Erde gälisch gesprochen wird. In Irland, Schottland, Wales und der Bretagne. Der Koreaner, der von den Schwierigkeiten spricht, dass ihm die Aussprache der englischen Sprache so schwerfällt. Mein Hinweis, dass Koreanisch mir Spanisch vorkommt, tröstet nur wenig. Das brasilianische Zimmermädchen, dass ihren Job in einem überregional tätigen Schuhhandel geschmissen hat und trotz BWL-Studium auf dem heimischen Arbeitsmarkt keine Chance hat.

Auf den Straßen, in den Pubs und Clubs geht es hoch her. Guinness und Whiskey fließen. Manchmal auch in Strömen. Der Whiskey strömt schwächer. Das liegt am Preis. Ein einfacher Whiskey kostet ab 5 €. Im Nu ist das Glas leer. Vom Guinness hat man länger etwas. Irische Musik heizt die Stimmung an. Alle sind glücklich.

An den freien Tagen und in den Schulferien üben die Studenten das Erlernte. Erkunden die Peripherie. Ausflüge, teilweise von den Schulen organisiert, in die wunderschöne Umgebung stehen auf dem Plan. Die Landschaft von Connemarra, Seen, Berge, Hügel, Wiesen und viele, viele Schafe laden zur Meditation ein. Zufällig geriet ich in eine Schafsauktion hinein. Die rauen Gesellen nahmen mich sofort als Fremdkörper wahr. Die Auktion lief in einer wahnsinnig schnellen Sprachgeschwindigkeit über die Verstärkerkeranlage ab. Ich verstand kein Wort und habe mich bald aus dem Staub gemacht. Die Herrschaften musterten mich ständig von oben bis unten. Ich fühlte mich nicht wohl.

Clifdon, die Hauptstadt Connemaras, war im 19. Jahrhundert der Treffpunkt der Upper-Classe und ist heute eher beschaulich. Hier startet die wunderschöne Panoramastraße Sky Road. 13 km fantastische Ausblicke auf die Atlantikküste .

Die Seenlandschaft und Parkanlagen von Kylemore Abbey faszinieren. Die tragische Geschichte des reichen Großindustriellen, Politikers und Erbauer des Schlosses Mitchell Henry, der seine geliebte Frau während eines Urlaubs in Ägypten im Jahr 1874 durch eine Ruhrerkrankung verlor, lässt sich dort nachvollziehen.

Die am häufigsten besuchten Steilklippen Irlands, Cliffs of Moher, verdeutlichen die Naturgewalten. 100 bis 200 Meter über dem Atlantik peitschen Wind und Regen ins Gesicht und die Höhenängstlichen halten besser etwas Abstand vor dem Abgrund.

  Die mittelalterlichen Gebäude und Anlagen in den Städten Athenry, Loughrea oder Limerick versetzen uns Jahrhunderte zurück. Ganz schön einfach und ungemütlich lebten unsere Vorfahren zu jener Zeit.

In Galway kommt keine Langeweile auf. Man genießt, lernt und hat Spaß.

Tipp 1

Mc Donagh‘s Seafood House, 22 Quay Street, Galway. Super Fischgerichte im Restaurant oder Fast Food. Wollte erst nicht herein, weil ich dachte, wieder so ein oller Fish & Chips Fast Food. Weit gefehlt. Absolut top und gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Tipp 2

The Crane Bar, Sea Road, Galway. Kam um 22:00 Uhr ‘rein. Einige Leute saßen am Tresen und sangen mit großartigen Stimmen irische Lieder. Grandios! Im ersten Stock wird auch musiziert. Kostet ein paar Euros Eintritt. Sehr typisch.

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